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Wettbewerbsfähigkeit in der Tierhaltung

Der Anteil der tierischen Erzeugung am landwirtschaftlichen Produktionswert in Deutschland ist bedeutend. Politische Rahmenbedingungen, nationale Auflagen, hohe Tierwohlansprüche und weitere Einflussfaktoren beeinträchtigen aber die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit von rinder-, schweine- und geflügelhaltenden Betrieben und stellen sie vor einige Herausforderungen.

Die Tierhaltung in Deutschland ist ein wesentlicher Bestandteil einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Lebensmittelerzeugung. Die Zeiten für die Tierhalter sind jedoch weiterhin herausfordernd. Im Spannungsfeld zwischen politischen und gesellschaftlichen Forderungen muss ihnen der Spagat zwischen Tierwohl, Marktgegebenheiten und Wirtschaftlichkeit gelingen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig sicherzustellen.

In vielen Ställen sind immer noch Reserven vorhanden, die mobilisiert werden können. Aber auch technische Innovationen können eine produktive Tierhaltung mit mehr Tierwohl auf einem wettbewerbsfähigen Niveau ermöglichen. Viele geeignete Lösungen können auf der EuroTier 2024 besichtigt werden, die dieses Jahr unter dem Motto “We innovate animal farming” steht. Auf der Weltleitmesse für professionelle Tierhaltung und Livestock-Management präsentiert die Branche Innovationen für mehr Wettbewerbsfähigkeit und liefert passende Antworten auf die Herausforderungen der Zeit.

Fachleute beleuchten die aktuelle Situation

Wie ist es zurzeit um die Wettbewerbsfähigkeit der Nutztierhaltung in Deutschland bestellt? Agrarökonomin Jana Harms von der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (LFA), Stefan Leuer, Fachbereichsleiter Betriebswirtschaft, Bauen, Energie, Arbeitnehmerberatung bei der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, und Friedrich-Otto Ripke, Präsident des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG), beleuchten die aktuelle Situation für die Bereiche Rind, Schwein und Geflügel. Neben wichtigen Einflussfaktoren für die Wettbewerbsfähigkeit zeigen sie auf, welche Stellschrauben es noch gibt, was erfolgreiche Betriebe besser machen, welche Beiträge Innovationen aus den Bereichen der Automatisierung und Digitalisierung zu einer höheren Wettbewerbsfähigkeit leisten können und mit welcher Produktionsausrichtung Tierhalter ihre Zukunft womöglich sichern können.

Was die Wettbewerbsfähigkeit am meisten bestimmt

Die Wettbewerbsfähigkeit der Milchviehbetriebe, ob groß oder klein, ist generell an einen zunehmend volatilen Markt gebunden. Dies gilt sowohl für die Erlöse für Milch, Schlacht-, Zucht- und Nutztiere als auch für die Einkaufspreise für Betriebsmittel. Zumindest bei der Vermarktung der Produkte gibt es regionale Unterschiede: So spielt es in Mecklenburg-Vorpommern kaum eine Rolle, an welche der drei großen Genossenschaftsmolkereien die Milch geliefert wird, da sich die Milchpreise im Wesentlichen nicht unterscheiden. Anders sieht es in den südwestlichen Bundesländern aus. Hier können auch kleinere Betriebe sehr stark sein, wenn sie ihre Produkte dem Verarbeiter zu den besten Preisen anbieten können. Wettbewerbsvorteile beim Zukauf von Betriebsmitteln haben eindeutig die größeren Betriebe durch die Menge und oft auch durch freie Arbeitskapazitäten, die sich dem Marktgeschehen widmen können.

Weitere Einflussfaktoren sind die Verfügbarkeit von Futterflächen, die Bodenqualität, die Höhe der ortsüblichen Pachtpreise und die Möglichkeit, Flächen zu kaufen oder zu pachten. Gleichzeitig wirken auch klimatische Bedingungen wie Starkregen und Trockenheit auf die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe, da die Qualität und Quantität der Futterernte den größten Kostenblock, die Futterkosten, in rinderhaltenden Betrieben maßgeblich bestimmen. Entscheidende und immer wichtiger werdende Einflussfaktoren sind die Mitarbeiter und der Betriebsleiter. Letzterer muss innovativ sein und die Fähigkeit besitzen, Mitarbeiter zu akquirieren, aus- und weiterzubilden und die unterschiedlichen Charaktere zu einem Team zu formen. Kommunikation ist ein wesentlicher Baustein für den Erfolg eines Unternehmens. 

An welchen Stellschrauben gedreht werden kann

Die Produktionsbedingungen in Deutschland sind durch hohe Personal- und Gebäudekosten gekennzeichnet. Entsprechend ist die Leistungsfähigkeit der Tierbestände bei guter Gesundheit und optimaler Nutzungsdauer der Milchkühe die wichtigste Stellschraube für die Wettbewerbsfähigkeit. Um dieses Ziel zu erreichen, ist die Qualität des Grundfutters von entscheidender Bedeutung. Dies setzt im Wesentlichen motivierte und gut ausgebildete Mitarbeiter und Betriebsleiter voraus, die in der Lage sind, in der täglichen Routine die Kontrolle der Arbeitsabläufe zu verbessern und die Tiergesundheit routinemäßig im Auge zu behalten. Letzteres kann durch die Digitalisierung erleichtert werden, erfordert aber, dass Daten analysiert, Warnungen ernst genommen und Handlungsabläufe umgesetzt werden, um z. B. zu trockene Grassilagen bei der Ernte oder schwere Erkrankungen der Tiere zu vermeiden.

In diesem Zusammenhang kommt kein landwirtschaftlicher Betrieb an dem Thema Investitionen vorbei. Schon um optimale Bedingungen für die Tiere zu schaffen, die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter oder auch für den Betriebsleiter zu verbessern, sollte konsequent nach kleinen innovativen Ideen gesucht werden, die wenig Geld kosten. Das fängt bei der Gestaltung der Liegeboxen an und hört bei der Einstreu auf. Ist ein stetiges Wachstum der Milchviehherden die sicherste Stellschraube? In vielen Betrieben ja, wenn die finanzielle Situation es zulässt, genügend Arbeitskräfte auch in Zukunft zur Verfügung stehen und Eigentumsflächen die Liquidität des Betriebes schonen.

Was die besten Betriebe besser machen

Erfolg ist nicht immer eine Frage der Betriebsgröße oder der Höhe des Betriebseinkommens. Betriebsleiter, die erfolgreich sich selbst, das Team und den Betrieb managen, sehen oft so aus: Sie analysieren und optimieren die Produktion ständig, reagieren sehr schnell auf Probleme, sind vorausschauend, haben ein motiviertes Team hinter sich, vernetzen sich mit anderen Landwirten für einen Wissensaustausch, sind starke Verhandlungspartner und sind stets bereit für Veränderungen.

Die künftige Rolle von Automatisierung und Digitalisierung

An der Automatisierung und Digitalisierung der Betriebe und Ställe führt kein Weg vorbei. Die Technik muss allerdings bezahlbar sein und weitgehend störungsfrei laufen. Des Weiteren müssen Arbeitsabläufe und Routinen im Stall detailliert geplant werden. Eine Vielzahl von Daten muss so aufbereitet werden, dass der Landwirt einen schnellen Überblick erhält und sofort handeln kann. Last, but not least sollten Daten zunehmend kompatibel zu Bund-, Länder- und EU-Abfragen werden, um die überbordende Bürokratie abzubauen. In diesem Zusammenhang kommt dem Einsatz von KI eine immer größer werdende Rolle zu.

Konventionelle Haltung, Label- oder Ökoproduktion?

Mit welcher Produktionsausrichtung Rinderhalter ihre Zukunft am besten sichern, ist regional sehr unterschiedlich und hängt in erster Linie davon ab, wer die Produkte abnimmt und wie der Betrieb ausgerichtet ist. Derzeit orientieren sich viele Molkereien und Schlachthöfe an den verschiedensten Labels, die dann z. B. in die Haltungsform eingreifen.

Nun ist die Tierhaltung ein sehr (bau-)kostenintensiver Produktionszweig. Wenn ein landwirtschaftlicher Betrieb heute baut, legt er den Grundstein für mindestens 20 Jahre Tierhaltung. Und wer heute baut, hat das Tierwohl im Hinterkopf und erfüllt bestimmte Labelanforderungen. Aber inwieweit die verschiedenen Tierwohllabels von heute in 10 oder 20 Jahren noch Grundlage der Vermarktung sein werden, ist fraglich.

Zu bedenken ist auch, dass der Umweltschutz stärker in den politischen und gesellschaftlichen Fokus rückt. Schon heute sollen viele Milcherzeuger den betriebsspezifischen CO2-Fußabdruck für ihre Molkerei aufzeigen. Tierwohl bei gleichzeitiger Reduzierung umweltschädlicher Klimagase verlangt mit Sicherheit ein anderes Herangehen an die Gestaltung von Rinderställen. Zukunftsorientierend ist nicht, ob die Rinderhaltung ökologisch oder konventionell ausgerichtet wird, sondern wie anpassungsfähig und innovativ der Betriebsleiter ist.

Leistungsfähigkeit ist ein wichtiger Faktor

Ein wichtiger Faktor für eine wettbewerbsfähige Schweinehaltung ist deren jeweilige Leistungsfähigkeit, die sich in der Sauenhaltung beispielsweise in einer hohen Anzahl abgesetzter Ferkel, einer hohen Ferkelvitalität und niedrigen Remontierungsquoten bei den Sauen und in der Schweinemast in hohen Werten bei den Tageszunahmen, der Umtriebsleistung und einer niedrigen Futterverwertung zeigt. Diese Faktoren bestimmen erheblich die Wirtschaftlichkeit pro Platz oder pro Quadratmeter Stallfläche. Auswertungen zeigen, dass die größeren Betriebe hier leistungsfähiger sind. Anders sieht es bei der Frage der Mitarbeiterverfügbarkeit aus. Hier haben größere Betriebe durchaus Schwierigkeiten, fähige, geeignete Mitarbeiter zu finden. Kleinere Betriebe, die dieses Problem eher über Familienarbeitskräfte lösen, sind hier etwas flexibler.

Dank aktuell hoher Fleischpreise und gefallener Futterkosten können deutsche Schweinehalter derzeit wettbewerbsfähig produzieren. Sollten die Fleischpreise jedoch wieder auf ein normal durchschnittliches Preisniveau zurückfallen, wäre die Wettbewerbsfähigkeit aufgrund hoher Festkosten häufig nicht mehr gegeben.

Die deutsche Gesetzgebung ist ein großes Hemmnis bei der Frage nach der Zukunftsfähigkeit der Schweinehaltung. Für Ferkelerzeuger sind die Verpflichtung zum Umbau des Deckzentrums und die zukünftigen Vorgaben für Abferkelställe ein negativer Wettbewerbsfaktor. Schweinemäster müssen sich in den nächsten Jahren bei der Umrüstung größerer Ställe mit den Vorgaben der TA Luft auseinandersetzen, um die Abluftemissionen zu mindern. Beide Punkte werden massiv die Entwicklung in der Schweinehaltung beeinflussen. Junge, gut ausgebildete Betriebsleiter werden es sich überlegen, ob sie angesichts dieser Herausforderungen die Schweinehaltung beibehalten oder nicht besser andere Betriebszweige für sich erschließen. 

Produktionstechnik ist das A und O

Grundsätzlich ist in der Schweinehaltung nach wie vor die Produktionstechnik das A und O. Sie entscheidet vielfach über den Erfolg in der Tierhaltung. In der Mast sind die Themen Futter und Futterverwertung ganz entscheidende Punkte. Für die Betriebsleiter stellt sich die Frage, wann sie mit Blick auf die Kosten das Futter einkaufen sollen. Angesicht eines recht stark schwankenden Marktes ist das nicht einfach. Viele Betriebe, die über Jahrzehnte in der Ernte ihr Futter eingekauft haben, müssen nun umdenken und den Markt regelmäßig beobachten.

Eine weitere Stellschraube ist die Optimierung von Arbeitsprozessen, um mit wenigen Mitarbeitern gute Erfolge erzielen zu können. Etliche Betriebe können noch deutlich zeiteffektiver arbeiten. In Mastbetrieben kann sich beispielsweise auch die Frage stellen, eventuell Mitarbeiter mit anderen Betrieben zu teilen. Positive Beispiele zeigen, dass dies funktionieren kann.

Erfolgreich bei der Produktionstechnik und dem Ein- und Verkauf

Es zeigt sich deutlich, dass die besten Betriebe Vorteile nicht nur in der Produktionstechnik, sondern auch im Einkaufs- und Verkaufsmanagement haben. Bei erfolgreichen Sauenbetrieben funktioniert die Ferkelvermarktung deutlich besser, weil sie höhere Zuschläge generieren können. In der Mast liegt der Fokus auf dem Futtereinkauf. Erfolgreiche Betriebe haben hier aufgrund eines besseren Einkaufsmanagements signifikant niedrigere Futterkosten pro Dezitonne.

Tierbeobachtung mittels KI bietet Potenzial

In der Schweinehaltung ist die Fütterung und Lüftung bereits stark automatisiert. Potenzial bietet hier die Tierbeobachtung mittels KI-gestützter Systeme, mit der sich beispielsweise Krankheiten oder Schwachstellen schneller erkennen lassen. Dies trägt zu einer verbesserten Produktionstechnik und höheren Leistungen bei und kann die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe steigern. In großen ostdeutschen Betrieben müssen in Sauenanlagen vereinzelt Sauenbestände abgestockt werden, weil Mitarbeiter fehlen. Hier können Automatisierung, Digitalisierung und Robotik in den nächsten Jahren die Betriebe noch einmal nach vorne bringen.

Konventionelle Haltung hat nach wie vor ihre Berechtigung

Schweinehaltende Betriebe, die ihre Arbeit gut machen, können mit konventioneller Haltung, Label- oder Ökoproduktion erfolgreich sein. Label- und Ökoproduktion sind aber beides Nischen, und bei Letzterer wird diese Nische auch nicht größer werden. Zurzeit findet keine nennenswerte Umstellung von konventionell auf Öko statt.  

Bei der Labelproduktion mit der Stallhaltung Stufe 3 und 4 gibt es zwar eine Nachfrage seitens der Schlachtindustrie und teilweise auch des Lebensmitteleinzelhandels (LEH). Schlachthöfe, LEH und auch die Verbraucher sind häufig aber nicht bereit, die Aufschläge zu zahlen, die sich ein Betrieb ausrechnet. Hinzu kommt, dass eine vertragliche Absicherung über einen längeren Zeitraum nicht oder nur schwer gegeben ist. Das hindert interessierte Betriebe umzustellen, schließlich sind die Haltungsstufen 3 und 4 mit hohen Investitionen verbunden. Gerade in den Hochveredelungsregionen sind entsprechende Anlagen auch genehmigungstechnisch nicht umsetzbar. Die konventionelle Haltung mit der Haltungsstufe 2 wird für die meisten Mastbetriebe nach wie vor ihre Berechtigung haben. Auf dieser Basis können dann einzelne Betriebe darüber nachdenken, in die Labelproduktion einzusteigen.  

Politik ist ein negativer Wettbewerbsfaktor

Im Geflügelsektor ist die Politik, die mit nationalen Auflagen die Kosten in Deutschland einseitig in die Höhe treibt, ein negativer Wettbewerbsfaktor. Osteuropäische EU-Mitgliedsstaaten, Brasilien und die Ukraine, die zwischen 30 und 50 Prozent niedrigere Kosten haben, drängen mit ihrer Ware auf den Markt. Fehlende konkrete Vorgaben für die zukünftige Haltung von Geflügel, realitätsferne Vorstöße, wie etwa zur Reduzierung der Putenbesatzdichte, sowie Verwaltungsvorschriften wie die TA Luft und die EU-Emmissionsrichtlinie IED für Ställe bringen zusätzliche Belastungen und Verunsicherung mit sich. 

Diesem negativen Einfluss steht ein positiver Markt für Geflügelprodukte gegenüber. Die Pro-Kopf-Verbräuche steigen von Jahr zu Jahr bei Geflügelfleisch und bei Eiern. Ein entscheidender Vorteil mit Blick auf den Markt und die Produktion ist die Integrationsstruktur der deutschen Geflügelproduktion, die der Branche infolge von Mengenbündelung und Rückverfolgbarkeit eine gute Verhandlungsposition gegenüber dem LEH bei Preisgesprächen verschafft. Rund 95 Prozent der Fleischprodukte aus deutscher Produktion werden heute über die Initiative Tierwohl (ITW) vermarktet. Bei Eiern bietet das KAT-System den Verbrauchern volle Rückverfolgbarkeit bis in den Erzeugerbetrieb.

Intensive Beratung und Betreuung mindert die Unterschiede

Die Integrationsbetriebe werden von ihren Integrationen intensiv zu Produktionsmitteln, Zuchttieren, Futter etc. beraten. Hinzu kommt die Beratung über die Landesverbände und den Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) mit seinen Bundesverbänden für Hähnchen, Legehennen, Puten, Gänsen und Enten. Jeder bei der Integration gelistete Betrieb wird auf Unzulänglichkeiten sofort hingewiesen. Dadurch ist der Unterschied zwischen großen und kleinen sowie guten und weniger guten Betrieben geringer als bei anderen Nutztierarten. Neben der Integrationsstruktur und der Verbandsstruktur haben teilweise auch staatliche Vorgaben und die zuständigen Veterinärbehörden noch einen positiven Einfluss. Im Ergebnis führt das zu Lebensmitteln, die im globalen Vergleich höchste Standards in Lebensmittelsicherheit, Tierschutz und Klimaschutz erfüllen. Sie stammen aus Deutschland und schmecken gut. Das kommt den aktuellen Verbraucherwünschen direkt entgegen.

Die Besten sind meist ausgewiesene Spezialisten

Die Besten sind meistens Spezialisten, die ihren Job intensiv betreiben und neben der Geflügelhaltung andere landwirtschaftliche Erzeugungstechniken nutzen, wie z. B. Bioenergie oder Photovoltaik zum Heizen von Ställen. Sie schauen über den Zaun, bilden sich fort und nutzen alles, was an Kostenersparnis und Effektivitätssteigerung möglich ist. Und sie nutzen sämtliche Beratungsinstrumente, darunter auch die DLG und die EuroTier. Des Weiteren stellen sie sich auf die aktuellen Herausforderungen unserer Zeit ein und entwickeln sich weiter. Sie wollen weniger Staat und mehr unternehmerische Freiheit.

Digitalisierung macht vieles genauer und besser

Automatisierung und Digitalisierung können die Wettbewerbsfähigkeit der Geflügelhaltung erhalten und steigern. Bei der großen Tieranzahl in den Ställen muss sehr genau hingeschaut werden, und es müssen mehrmals täglich Stallkontrollen durchgeführt werden. Automatische Waagen können z. B. Tiere anzeigen, die weniger fressen oder saufen, und mittels optischer Verfahren kann festgestellt werden, wo ein totes Tier liegt. Auf dem PC im Büro wird dem Geflügelhalter in Echtzeit angezeigt, wenn Handlungsbedarf besteht. Auch KI bringt hier Nutzen.

Ein weiterer Punkt in diesem Zusammenhang ist das Stallklima. Dank moderner Technik hat es nie ein so gutes Stallklima gegeben wie heute. Die Tiere sind dadurch weniger belastet und gesünder, und ebenso der Tierhalter. Probleme können auch besser erkannt werden. Meiden die Tiere z. B. eine Stelle im Stall, kann der Grund ganz trivial ein kaputter Lüfter oder eine defekte Sprühkühlung bei Hitze sein. Mit der Digitalisierung ist nicht nur vieles sehr viel genauer und besser geworden, die Betriebsleiter können Kontrollmaßnahmen gegenüber Behörden auch besser nachweisen.

Neues ZKHL-Herkunftszeichen unterstützt Abverkauf deutscher Ware

90 bis 95 Prozent der abverkauften Menge an Geflügelfleisch und Eiern in Deutschland werden aktuell in der über dem Gesetzesstandard liegenden ITW-Stufe 2 produziert. Bei Produkten aus den höheren Haltungsformstufen 3 und 4 oder aus Biohaltung wurde hingegen unter Inflationsbedingungen in der jüngsten Vergangenheit eine rückgängige Nachfrage verzeichnet.

Um Produkte aus deutscher Produktion zu fördern, hat die Zentrale Koordination Handel-Landwirtschaft (ZKHL) in 2024 das neue Herkunftszeichen „Gutes aus deutscher Landwirtschaft“ eingeführt, mit dem auch Geflügelfleisch und Eier gekennzeichnet werden können. Die deutsche Land- und Ernährungswirtschaft und der Handel folgen damit dem Wunsch der Verbraucher nach einer Kennzeichnung deutscher Herkunft. Vertreter der fünf führenden deutschen LEH-Firmen haben eine Absichtserklärung zugunsten des neuen Zeichens abgeben, das für Authentizität und echtes „Made in Germany” stehen soll. Durch die Kombination von der wirtschaftsgetragenen ITW-Haltungskennzeichnung und der von Handel und Erzeugern gemeinsam eingeführten ZKHL- Herkunftskennzeichnung sieht der ZDG gute Chancen für weiter steigende Nachfrage und eine gesicherte Zukunft der deutschen Geflügelwirtschaft. Die Politik sollte diese Entwicklungen begrüßen und auf einengende nationale Vorgaben unbedingt verzichten.